Frank M. Fischer ist Oberarzt an einer Kinderklinik in Hannover und leitet dort eine Sucht- und Traumatherapiestation für Kinder und Jugendliche. Er hat Medizin und Philosophie studiert und in beiden Fächern promoviert. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen kommen aus dem Forschungsgebiet Suchtmedizin, Traumatherapie und Bindungstheorie. Die philosophischen Arbeiten suchen nach einem Verständnis der Beziehung von Gehirn, Zeit und Bewusstsein in Bezug auf Semantik bzw. Erzählung. All diese Arbeitsfelder bilden den Hintergrund für sein Verständnis von Poesie und Literatur: Vor allem die Arbeit mit traumatisierten und abhängigen Kindern und Jugendlichen zeigen ihm die Dringlichkeit von Sprache und Indexikalität. Erst im Moment existentiellen Fehlens von Standort- und Selbstbestimmung zeigt sich die Notwendigkeit semantischer Bindung an die Welt. Ohne sie drohen wir zu zerfallen. Das Ich ist keine Illusion, sondern eine Fiktion. Wir sind ein Märchen, wie Shakespeare sagt. Oder um mit Hölderlin zu sprechen: Wo Not ist, wächst das Rettende auch. Eine Menschheit, die den Glauben an diese Wirklichkeit der Fiktion verliert, so meint der Autor, ist verloren. Hier liegt der Grund jeder Poesie und die bisherigen Bücher des Autors stehen im Zeichen dieser Wahrnehmung.